DIE FLEDERMAUS

Eine Operette

Am 9. Mai 1873 krachte in der Walzerstadt Wien die Börse mit einer Wucht zusammen, dass die Depression ringsum die Stimmung in allen Gesellschaftsschichten auf einen beachtlichen Tiefpunkt sacken ließ. Nur wenige Tage vor diesem schwarzen Freitag war auf dem Pratergelände der Donaumetropole, die im Hochsommer dieses Jahres auch noch von der Cholera heimgesucht werden sollte, mit enormen Erwartungen die Weltausstellung eröffnet worden, die Ende Oktober wirtschaftlich als veritabler Misserfolg schloss.

Doch gerade eben weil „glücklich ist, wer vergisst, was doch nicht zu ändern ist“, weil immer schon schwungvoll auf den Trümmern der Zeit getanzt wird und vor der Kulisse des Verfalls rauschende Feste gefeiert werden, konnte im unmittelbaren Nachhall dieser Katastrophen Johann Strauß „Die Fledermaus“ in Musik setzen.

Elektronische Spruchbänder melden sinkende Aktienkurse, und als Höhepunkt des Festes bei Orlofsky werden in einem Müllcontainer Geldscheine in rauer Menge verbrannt. Johann Strauß’ Wiener Operette, verlegt Regisseur Christian Pade an der Staatsoper Unter den Linden ins heutige Berlin, mit Wohnküche im ersten Akt, einer Disco im zweiten und einer sehr artifiziellen Justizvollzugsanstalt, mit horizontaler Umkehrung des Wohnküche-Inventars im dritten Akt.

Die Premiere fand am 21. November 2009 in der Staatsoper Berlin unter den Linden statt.

 IN DER PRESSE 

„Allenthalben kommt die Truppe MS Schrittmacher von Martin Stiefermann gut oder nicht gut an, weil: Sie vermag am Besten zu vermitteln, wie stinklangweilig es ist, wenn junge Leute auf ein Hypo-Bank-Fest eingeladen worden sind, sie werden von den Bank-Fuzzies, die ihr finalestes Betriebsvergnügen zelebrieren, altersspeichelnd „aufgenommen“ und „betatscht“, ja und es ist schon offensichtlich, dass den ungezogenen Straßenkids diese ganze Biederscheiße überhaupt nicht liegt, also sie tun dann so, als ob sie zur Polka tanzen und sich einem vorgeprägten Pflegeheim-Geschmack dann anzugleichen mühen, doch in Wahrheit würden sie am Liebsten das Gesindel in den Orkus wünschen…/ War das abschließende Buhgewitter nun ein Beispielchen intolerantesten Befindens allgemeinster Güte in dem Paulicksaal? Ich denke schon!“ (André Sokolowski, Kultur Extra)

 TEAM 

Musikalische Leitung: Zubin Mehta
Inszenierung: Christian Pade
Choreographie: Martin Stiefermann
Ausstattung: Alexander Lintl
Licht: Olaf Freese
Chöre: Eberhard Friedrich
Dramaturgie: Oliver Binder, Katharina Winkler
Sänger*innen, Tänzer*innen, Darsteller*innen: Martin Gantner, Silvana Dussmann, Jochen Schmeckenbecher, Stella Grigorian, Stephan Rügamer, Roman Trekel, Florian Hoffmann, Christine Schäfer, Helene Gras, Michael Maertens, Johanna Lemke, Annet Gurtler, Raisa Kröger, Antje Rose, Naomi D’amour, Caroline Meyer Picard, Jon Buckles, Nicky Vanoppen, Florian Bücking, Jeoren Mosselmann, Krzystof Raczkowski, Justin Kennedy, Roberto Morales, Challenge Gumbodote

Mit der Staatskapelle Berlin, dem Staatsopernchor und MS Schrittmacher